Redebeitrag zum safe abortion day 2022
Die Feministische Vernetzung setzt sich in Trier und Umgebung für intersektionalen Feminismus, gegen Sexismus und Patriarchat ein. Das bedeutet, dass das Recht auf körperliche Selbstbestimmung eines unserer wichtigsten Anliegen ist. Wir haben im Juli die AG Schwangerschaftsabbruch gegründet, die sich mit lokalen Akteur:innen vernetzt und sich dafür einsetzt, alle notwendigen Informationen zugänglich und in Trier Schwangerschaftsabbrüche möglich zu machen.
Denn unglaublicherweise sind sie das hier noch nicht. In dieser katholisch dominierten Stadt traut sich keine einzige gynäkologische Praxis, diesen einfachen medizinischen Eingriff anzubieten. Wer abtreiben will oder muss, muss nach Wittlich oder Saarbrücken fahren oder das eigene Leben bei einem unsicheren Abbruch, der nicht nach medizinischen Standards und mit ausreichender Nachsorge durchgeführt wird, riskieren. Eine klaffende und lebensgefährliche Versorgungslücke, die seit Jahrzehnten besteht und die hoffentlich bald geschlossen wird, wenn wir genug Druck ausüben!
Doch unsere Kämpfe können sich nicht nur auf die lokale Ebene beziehen. Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. So steht es im deutschen Gesetz, Paragraph 218 des Strafgesetzbuchs. Schwarz auf weiß: Abtreiben ist rechtswidrig. Die Schwangeren selbst und die durchführenden Ärzt:innen begehen eine Straftat. Diese Straftat bleibt heutzutage nur straffrei, wenn bestimmte Umstände gegeben sind, ein Beratungsgespräch durchgeführt wurde und die 12-Wochen-Grenze nicht überschritten ist.
Dieses rückständige Gesetz stammt aus dem Jahr 1871. Es ist also über 150 Jahre alt und stammt aus der Kaiserzeit. In 150 Jahren hat sich so viel getan, vom Frauenwahlrecht bis zum Nein-heißt-Nein-Gesetz… aber selbst über unsere Körper bestimmen dürfen wir immer noch nicht. Die Logik hinter dem Abtreibungsgesetz war von Anfang an, dass Frauen zu gebären haben, damit die deutsche Nation mehr Nachwuchs bekommt. Es handelt sich um einen Gebärzwang, bei dem die Bedürfnisse des Staates über die Freiheit und Gesundheit weiblich zugewiesener Körper gestellt werden. Aus demselben Grund fasste natürlich auch das NS-Regime extreme Maßnahmen gegen Abtreibung: Todesstrafe für abtreibende Ärzt:innen. Alles für die Erhaltung der „Lebenskraft des Volkskörpers“.
Doch die staatlich gewollte Erhaltung des „Volkskörpers“, die Produktion von Arbeitskraft und Kanonenfutter, ist nur eine Seite der patriarchalen Medaille. Die andere bildet die Kirche mit ihren unterdrückerischen Moralvorstellungen. Da sitzen unverheiratete alte Männer in langen Gewändern und wollen uns vorschreiben, was wir mit unseren Körpern tun und lassen sollen. Wenn diese Priester und Bischöfe sich so für den Schutz von Kindern interessieren, dann sollten sie vielleicht diejenigen schützen, die schon am Leben sind!
Diese zwei reaktionären Kräfte kommen in der modernen Lebensschutz-Bewegung zusammen. Diese stellt sich aus christlichen Fundamentalist:innen, dem rechten Rand der CDU, und der AfD zusammen. Sie verbreiten Lügen und emotional beladene Propaganda mit Bildern von „ermordeten Embryos“, terrorisieren auch gezielt ärztliche Praxen und Kliniken. Sie träumen von einer Rückkehr zur traditionellen Familie: ein Mann und eine Frau. Der Mann geht arbeiten, ist Beschützer und Bestimmer. Die Frau steht barfuß in der Küche. Die Hausfrau, von der sie träumen, würde niemals abtreiben wollen. Warum sollte sie? Außer Kinder machen und großziehen hat sie keinen Lebensinhalt. Doch Abtreibungsverbote haben noch nie Abtreibungen verhindert, sondern die Schwangerschaftsabbrüche nur unsicher und gefährlich gemacht!
Wir sagen: die Welt, von der die Abtreibungsgegner:innen träumen, ist traurig und einengend. In der wollen wir nicht leben. Wir träumen von einer Welt, in der Menschen ihr Leben frei gestalten können. Eine Welt, in der Kinder nur geboren werden, weil sie erwünscht und ersehnt wurden und nicht wegen irgendwelchen gesetzlichen oder moralischen Zwängen.
Wir fordern Abtreibungsmöglichkeiten in Trier! Wir wollen, dass Kliniken und Praxen in Trier sowohl den medikamentösen wie auch den instrumentellen Abbruch anbieten. Dass alle Schwangeren den Zugang haben, den sie brauchen, um ihre eigene Entscheidung zu treffen. Dass sie Unterstützung und Hilfeleistung bekommen, egal, welchen Weg sie wählen. Mehr als das: wir wollen nicht mehr von Gesetzen aus preußischen Gesetzbüchern regiert werden und noch weniger aus dem Alten Testament. Weg mit den Paragrafen 218 und 219 aus dem Strafgesetzbuch!
Wir lieben unsere Körper und so gehen wir mit ihnen um. Selbstbestimmt, aufgeklärt und lustvoll. My Body My Choice!
Aufruf zum safe abortion day 28.9.2022
Ungewollt Schwanger? (K)ein Problem! – Aufruf zum safe abortion day 2022
Jetzt erst recht! Körperliche Selbstbestimmung für Alle und Überall!
Am nächsten Morgen, es war der 24. Juni, kam dann die gute Nachricht: die Ampel-Koalition hat ihr Wahlversprechen gehalten und die Aufhebung des berüchtigten Paragraph 219a StGB beschlossen. Das bedeutet, dass Ärzt:innen nun öffentlich über Schwangerschaftsabbrüche informieren können, ohne Angst vor strafrechtlicher Verfolgung haben zu müssen – eine längst überfällige Entscheidung, aber besser spät als nie.
Feminist:innen deutschlandweit waren sich noch über die gute Nachricht am freuen, da kam am Nachmittag desselben Tages die schlechte hinterher: in den USA war gerade das Gerichtsurteil Roe v. Wade aufgehoben worden. Das bedeutet, dass in 19 der 50 US-Staaten Abtreibungen jetzt illegal sind. Und in einigen weiteren Staaten steht das Recht auf Abtreibung nun auf der Kippe. Diese Entscheidung nimmt Millionen von Menschen, vorwiegend Frauen, das Recht auf körperliche Selbstbestimmung.
Aus den USA erreichen uns Bilder von wütenden, verzweifelten Protesten. Es ist unerlässlich, dass wir unseren feministischen Geschwistern jenseits des Atlantiks Solidarität zeigen und ihre Kämpfe unterstützen.
Aber auch für die Lage hier vor Ort wollen wir kämpfen. Die Aufhebung von 219a ist schön und gut, aber Paragraphen 218 und 219 bleiben: Schwangerschaftsabbrüche sind nach deutschem Gesetz immer noch illegal, nur unter Umständen straffrei.
Diese Gesetzeslage führt zu einem massiven Versorgungsmangel. Wer in Trier schon mal ungewollt schwanger war, weiß, dass es notwendig ist, für einen Abbruch nach Wittlich oder Saarbrücken zu fahren, weil keine einzige Klinik oder Praxis im katholischen Trier diesen simplen medizinischen Eingriff anbietet.
Wenn Du dich auch kämpferisch fühlst, komm zum Aktionstreffen am 15.07. um 19 Uhr an unserem üblichen Stammtisch-Platz (die Wiese neben dem Queergarten).
Rückblick zum Tag gegen Patriarchale Gewalt 2021
Feministischer Stammtisch
Liebe Menschen,
Am Freitag, den 17.09.21 findet wieder unser monatlicher feministischer Stammtisch statt.
Wir treffen uns dieses Mal um 19 Uhr in der KSJ in der Weberbach 72. Weil am Samstag, den 18.09.21 bereits der CSD Trier ansteht, an dem wir als Gruppe teilnehmen, wollen wir den Stammtisch nutzen, um uns vorzubereiten und zu unser Transparent zu gestalten. Selbstverständlich gibt es daneben auch noch jede Menge Zeit für lockeren Austausch!
Menschen aller Gender sind herzlich willkommen. Wir freuen uns auf euch!
Vortrag & Diskussion zu Anarchafeminismus
Die feministische Vernetzung Trier veranstaltet eine Vortragsreihe zu feministischer Intersektionalität.
Selbstorganisierte Gruppen mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten stellen ihre Arbeit und den Zusammenhang ihres Schwerpunktthemas mit feministischer Arbeit vor. Continue reading Vortrag & Diskussion zu Anarchafeminismus
Feministischer Stammtisch am 20.08.21
Liebe Menschen,Am Freitag, den 20.08. findet wieder unser monatlicher feministischer Stammtisch statt.
Wir treffen uns um 19 Uhr im Palastgarten neben dem Queergarten und lassen uns dort, wie sonst auch, auf Picknickdecken nieder.
Dieses Mal möchten wir den Stammtisch mit einem Input zum Thema kritische Männlichkeit beginnen.
Anschließend wird es wie immer Zeit für lockeren Austausch geben.
Menschen aller Gender sind herzlich willkommen.
Wir freuen uns auf euch!
Offener Stammtisch am 23.07.2021
Am Freitag, den 23.07. findet wieder unser monatlicher feministischer Stammtisch statt.
Wir treffen uns um 19 Uhr im Palastgarten neben dem Queergarten und lassen uns dort, wie beim letzten Mal, auf Picknickdecken nieder.
Dieses Mal möchten wir den Stammtisch mit einer moderierten Diskussionsrunde beginnen, in der wir uns über die Entwicklung der Vernetzung und unsere Vorstellungen von feministischer Arbeit austauschen. Fragen, die wir uns stellen, könnten zum Beispiel sein: Auf welche Projekte hättest du in Zukunft Lust? Welche thematischen Schwerpunkte sind dir wichtig? Wie würdest du dich gerne einbringen?
Natürlich wird es wie immer auch Zeit für lockeren Austausch geben.
Menschen aller Gender sind herzlich willkommen. Wir freuen uns auf euch!
Redebeitrag zu intersektionalem und queerem Feminismus
Hallo zusammen,
ich spreche heute für die feministische Vernetzung Trier und im Rahmen des pride month zu intersektionalem und Queerfeminismus.
In unserem Alltag begegnen wir immer noch gesellschaftlich anerkannten und akzeptierten Annahmen darüber, wie wir leben und lieben sollen. Die Vorstellung, es gäbe nur zwei Geschlechter und entweder ist mensch männlich oder weiblich, ist nach wie vor weit verbreitet und bleibt oftmals unhinterfragt. Ebenso die Vorstellung, romantische und sexuelle Beziehungen dürfen nur zwischen einer Person des einen und einer Person des anderen Geschlechts existieren und nicht zwischen mehreren Menschen oder zwischen Menschen mit „dem gleichen“ Geschlecht. Diese Vorstellungen werden oft mit biologischen oder religiösen „Argumenten“ verteidigt, die behaupten, es wäre alles in Stein gemeißelt und alles, was davon abweicht, sei unnatürlich oder moralisch falsch.
Diese Art zu denken lässt nur ein „entweder – oder“ zu und hindert Menschen daran, sich selbst zu orientieren. Sie hindert uns daran, die Fragen: „wie will eigentlich ICH leben und lieben?“, „womit fühle ich mich wohl, mit welchem Geschlecht identifiziere ich mich oder will ich mich vielleicht gar nicht festlegen?“ und „wie können ich und andere Menschen frei über unsere Identität, unsere Körper und unsere Beziehungen denken, sprechen und entscheiden?“ intuitiv und selbstbestimmt zu beantworten, statt nur mit vorgefertigten Antwortmöglichkeiten. Continue reading Redebeitrag zu intersektionalem und queerem Feminismus