Ansteigende Gewalt in engen sozialen Beziehungen während Corona

Newsletterinput #1 vom 17. April 2020
#staysafe #stayathome
Nicht für alle ist die eigene Wohnung ein sicherer Ort – der fehlende
Rückzugsort vor Partner*innen, die nicht-vorhandene Alltagsroutine,
das mangelnde soziale Netzwerk und finanzielle Existenzängste durch
Arbeitsplatzverlust kann in der Corona-Krise zur großen Belastung
werden. 
Gewalt in engen sozialen Beziehungen ist immer ein großes und
ernstzunehmendes Problem. Durch die aktuelle Corona-Krise und die
damit einhergehenden Ausgangsbeschränkungen nimmt diese Art der
Gewalt jedoch zu. In China haben sich seit den Ausgangssperren
dreimal so viele Betroffene wie vor der Corona-Krise bei Beratungsstellen Hilfe gesucht. 
Vielen Betroffenen fehlen derzeit wichtige Zufluchtsorte wie der
Arbeitsplatz, der Sportverein oder andere soziale Aktivitäten
außerhalb der eigenen vier Wände. 
Auch für Betroffene, die vor längerer Zeit Gewalt erlebt haben, kann die
derzeitige Situation zu einer großen Belastung werden. Ohne
gewohnten Alltag und die sozialen Kontakte, ist man mehr mit sich
selbst konfrontiert. Es kann passieren, dass Betroffene von alten Gefühlen und
Traumata eingeholt werden. 
Ruth Petri vom Frauennotruf Trier geht davon aus, dass die Zahl der
Hilfsanfragen erst nach der Corona-Krise steigen wird, wenn die Zeit
der Verarbeitung beginne. 
Das Beratungs- und Hilfeangebot der Beratungstellen bleibt bestehen,
zumindest telefonisch, online oder per E-Mail. Betroffene
haben nach wie vor die Möglichkeit Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die
Polizei fährt weiterhin zu Einsätzen, wenn sie gerufen wird, und auch Frauenhäuser bleiben geöffnet.
 
Gerade jetzt ist es wichtig achtsam und informiert zu sein und direkt zu handeln, wenn man den Verdacht hat, dass ein*e Freund*in/Bekannte*r/Nachbar*in von Gewalt in engen sozialen Beziehungen betroffen sein könnte. 
Wichtig ist es in Absprache mit der betroffenen Person zu agieren,
bei akuten bedrohlichen Situationen sollte man aber dennoch direkt
einschreiten und Hilfe herbeirufen. Bei den unten genannten
Beratungsangeboten kann man sich auch als nicht-betroffene Person
Unterstützung holen und sich informieren. 
 
Weitere Infos:
 
Interessanter Artikel zu ansteigender Gewalt in engen sozialen Beziehungen während Corona:
 
Reportage zu Handlungsmöglichkeiten und Anlaufstellen für Betroffene von Gewalt in engen sozialen Beziehungen:
 
Betroffene von Gewalt bekommen kostenlose und anonyme Hilfe unter: 
 
Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“
08000 – 116 016
Oder auf www.hilfetelefon.de auch via Chat oder E-Mail
 
Frauennotruf Trier (Unterstützung, Beratungen und Information bei sexualisierter Gewalt):
0651 – 200 65 88
 
Interventionsstelle Trier (Proaktive Intervention, Beratung und Information bei Gewalt in engen sozialen Beziehungen)
0651 – 994 87 74