Redebeitrag zum Internationalen Tag gegen patriarchale Gewalt am 25.11.2022

Es gibt viel zu tun im Kampf gegen patriarchale Gewalt und deswegen versammeln wir uns heute hier, zusammen mit unseren kurdischen, iranischen, afghanischen und ukrainischen Mitstreiter*innen, der Arbeitsgemeinschaft Frieden, dem Frauenhaus, Frauennotruf und der Interventionsstelle Trier, um zu demonstrieren. Seit dem Bestehen der Istanbul Konventionen hat sich in Deutschland einfach zu wenig getan! Erst kürzlich wurden von Seiten der Europakomission in Deutschland extreme Mängel bezüglich der Erfüllung der Istanbulkonventionen festgestellt.Patriarchale Gewalt ist ein globales Problem und ihre Bekämpfung daher eine internationale Verantwortung, der es sich zu stellen gilt!Es gibt viele Punkte, an denen es anzusetzen gilt / –       Beratungsstellen, die sich für Betroffene von Gewalt einsetzen, laufen oft über Projektfinanzierungen und haben damit keine dauerhaft gesicherte Existenzgrundlage. Wir fordern eine projektunabhängige Finanzierung dieser Beratungsstellen und ein damit einhergehendes Verständnis, dass diese Orte keine optionalen Angebote oder „Projekte“  darstellen, sondern auf einer strukturellen Ebene essentiell für die vielen von patriarchaler Gewalt betroffenen Personen sind! Wir brauchen mehr Stellen und Fachkräfte, um den hohen Bedarf an Unterstützung ausreichend abdecken zu können. Wir fordern  mehr Plätze für Betroffene in Frauenhäusern und auch Angebote der Selbsthilfe und gegenseitigen Hilfe, um niederschwelliger Personen erreichen zu können, weil Sicherheit und Schutz  keine Frage materieller oder persönlicher Ressourcen sein sollte! Für solche Beratungsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten,  muss es mehr staatlich finanzierte Fördermittel und Werbung geben. Sowohl um Aufmerksamkeit zu schaffen, als auch um Stigmatisierungen abzubauen. Innerhalb der Strukturen der Polizei und des juristischen Systems gibt es leider immer noch  selten eine ausreichende Sensibilisierung für den Umgang mit Gewaltbetroffenen – dies kann zu unschönen Situationen und im schlimmsten Fall Retraumatisierungen führen. Es müssen Aufklärung und Konzepte zur Prävention und Aufarbeitung innerhalb dieser Bereiche geschaffen werden – zum Schutz von Betroffenen und  um Täterschutz vorzubeugen. Gerichtliche Auseinandersetzungen und Verfahren können nicht nur emotional schädigend sein, sondern  ebenso finanziell. Daher fordern wir eine finanzielle Unterstützung bei gerichtlichen Verfahren für Menschen in prekären finanziellen Situationen, damit Gerechtigkeit keine Sache des Geldes ist! Neben physischer Gewalt existieren etliche weitere Formen der Gewalt, die FLINTA* (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans und agender Personen) besonders stark treffen. Dazu zählt sexualisierte Belästigung und Gewalt in der Arbeitswelt, weswegen wir fordern, dass Deutschland die 2019 verfasste Konvention 190 der international labour organisation gegen eben diese Gewaltform unterzeichnet! Wichtige weitere, oft bagatellisierte Formen sind digitale Gewalt/ Cybergewalt und Stalking.  Hier fordern wir ein Umdenken und Ausbau zum Schutz von Menschen die von Stalking oder Cybergewalt betroffen sind. Dazu zählen auch Gesetze und ein Ernstnehmen von Personen, die gestalked werden, auch bevor es zu Gewalt kommt. Genau das ist eine Form der Präventationsarbeit, welche in staatlichen Strukturen umgesetzt werden sollten, damit Stalking nicht der Anfang und ein Femizid nicht das Ende ist.  Ebenso fordern wir den Auf- bzw. Ausbau  von Schutzräumen und Beratungsangeboten für queere Menschen und geflüchtete FLINTA*, queere Geflüchtete und Menschen mit psychischen Erkrankungen, sowie be_hinderte Menschen. Deutschland hat mittlerweile anerkannt, dass Gewalt an FLINTA* geschlechtsspezifisch ist – warum gibt es dann immer noch kein Asylrecht für aufgrund ihres Geschlechts verfolgte FLINTA* ?.Diese Forderungen finden sich auch in der Istanbulkonvention und benötigen im Kern eine Feministisch-pazifistische Außen- und Entwicklungspolitik! Wir sehen Betroffene, aber in unseren Augen müssen sie weiß, cis, (able bodied) und heterosexuell sein. Genau deswegen sind neben dem Ausbau queerer Hilfeangebote und dem Ausbau von Hilfsangeboten für geflüchtete Personen & be_hinderte Personen, Schulungen für Unterstützungseinrichtungen zu den Themen kultursensible , Queer-freundliche, barrierefreie Beratung und Öffnung wichtig, um diese Strukturen überhaupt schaffen zu können!   Aus all diesen Gründen lohnt es sich heute auf der Straße zu sein – für eine gerechte, friedliche, feministische Zukunft, in der niemand aufgrund bestimmter Merkmale und struktureller Ungerechtigkeiten Gewalt erfahren muss! Schließt euch uns an und seid laut, besonders für all die Menschen, die heute nicht laut sein können!