„Es sind nicht länger Proteste – es ist eine feministische Revolution!“

Newsletterinput #31 vom 2. November 2022

Solidarität mit den Protesten im Iran und Afghanistan
 
Dieser Redebeitrag ist am 22. Oktober 2022 auf der Demo für Frauenrechte- und Menschenrechte im Iran und Afghanistan gehalten worden. Die Autorin hat selbst keinen persönlichen Bezug zum Iran/ zu Afghanistan und ist cis-weiblich. Sie möchte anonym bleiben.
 
Zhina Mahsa Amini ist zum Symbolbild der feministischen Revolution im Iran geworden. Aber die Proteste für Frauenrechte und Freiheit machen schon längst nicht mehr an den Ländergrenzen des Iran halt. Auch in Afghanistan und in vielen anderen Ländern dieser Welt, ist die Welle des Protests angekommen und wir sind so viele, dass ich mir sicher bin, dass wir eines Tages siegen werden! Eines Tages wird Gerechtigkeit für Zhina Mahsa Amini und alle Menschen, die bei der Revolution ihr Leben gaben, herrschen!
 
Bei der vorletzten Demo, bei der wir im Regen auf dem Hauptmarkt standen, hat einer der Redner*innen gesagt, dass wir an Mahsa Amini denken sollen. Wir sollen an sie denken, wenn wir uns aussuchen können, was wir anziehen, was wir sagen, wen wir lieben und wer wir sind. Und ja verdammt, ich kann nicht aufhören an sie und die vielen mir unbekannten Frauen und Mädchen zu denken! Was sind meine Rechte und Freiheiten wert, wenn meine Schwestern auf dieser Welt weiterhin unterdrückt, klein gemacht und ermordet werden, für das was sie nun einmal sind: Freie Frauen und freie Menschen!
 
Frauen und queere Menschen, werden auf der ganzen Welt unterdrückt. Mein Schmerz, den ich mein Leben lang erfahren musste, weil ich eine Frau bin, ist auch der Schmerz von Zhina, es ist der Schmerz von den afghanischen Frauen, es ist der Schmerz von vielen hier auf dieser Demo. Die konkreten Ursachen unseres Schmerzes sind sehr unterschiedlich und ich würde mir nie anmaßen wollen, jemals in der Situation der iranischen und afghanischen Frauen gewesen zu sein, aber die Wurzel ist dieselbe:
Eine patriarchale Gesellschaft, in der Männer uns vorschreiben, was für Kleidung wir zu tragen haben, in der Männer sich das Recht rausnehmen, uns zu vergewaltigen, unsere Grenzen zu überschreiten, unsere Stimmen klein zu halten, uns vorzuschreiben was wir zu tun haben und die von ihnen erfundenen Regeln mit Gewalt durchzusetzen.
All dieser Schmerz kocht in mir und ich koche über! Das Beste, was ich mit diesem Schmerz und der Wut machen kann, ist sie in Mut und Energie umzuwandeln. Es wird noch ein langer Weg sein, aber ich werde erst aufhören zu kämpfen, wenn wir alle in Freiheit lernen, lieben und leben dürfen!
 
Tod allen Diktatoren und Faschist*innen dieser Welt, weil wir Frauen und Queers frei sind und niemals jemanden gehören werden! Frauen – Leben – Freiheit!